Elektroauto-Nachteile: Was ist dran?
Was spricht gegen ein Elektroauto?
- Reichweite jedenfalls nicht: Für den Alltag ist sie mit durchschnittlich 300 bis 400 Kilometern mehr als genug – jeder Deutsche legt im Schnitt nur 22 Kilometer pro Tag mit dem Auto zurück.
- Bei den Kosten sind Elektroautos beim Kaufpreis zwar teurer als vergleichbare Verbrenner, sie können den Mehrpreis durch oft gewährte Prämien und bei den Betriebskosten auf lange Sicht jedoch meist wieder einsparen.
- E-Autos sind auf lange Sicht gut für die Ökobilanz, wenn sie ausreichend gefahren und mit Ökostrom geladen werden: Ab 50.000 bis 100.000 Kilometern Laufleistung sind sie klimafreundlicher als Verbrenner.
Inhalt dieser Seite.
- Batteriekapazität
- Reichweite
- Arbeitsplatzgefährung
- Rohstoffe
- Kosten
- Batterielebensdauer
- Umwelt und Klima
- Ladeinfrastruktur
- Ladezeiten
- Ökostrom
- Häufig gestellte Fragen
Zu geringe Reichweite, knappe Rohstoffe oder schlechte Klimabilanz durch die Batterie – viele Menschen haben Bedenken gegenüber E-Autos. Doch was ist wirklich dran an den Elektroauto-Nachteilen? Hier sind die 10 häufigsten Kritikpunkte sowie Experten-Antworten zum Thema.
Begrenzte Batteriekapazität.
Die Ladekapazität der Batterien von E-Autos ist physikalisch begrenzt. Doch ist das ein Nachteil? Elektroauto oder Verbrenner – schaut man sich unsere Mobilität an, wird klar: Wir legen täglich gerade mal ca. 22 Kilometer mit dem Auto zurück, so das Ergebnis einer Mobilitätsstudie des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (Stand: 2017). Für die meisten Arbeitswege und Fahrten in der Heimatregion reicht die Kapazität der Stromer damit aus.
Dafür spricht auch unser Ladeverhalten, das beim Elektroauto mit dem beim Smartphone vergleichbar ist: Jeder Dritte oder gar Zweite lädt es laut sciencedirect.com zu Hause auf. Abends an die Steckdose, morgens wieder voll – das reicht für die meisten von uns aus. Bei längeren Fahrten hilft das schnell wachsende Netz von Ladesäulen für die Schnellladung (rund 5.630 waren es schon Anfang 2022).
Geringe Reichweite.
Noch vor wenigen Jahren waren Reichweiten wie die heutiger Fahrzeuge undenkbar. Im realitätsnahen ADAC Ecotest (Stand 12/2021) kam selbst ein kleiner Renault Zoe mit 41-kWh-Batterie 335 Kilometer weit. Immer mehr Elektroautos mit realen Reichweiten von 300 bis 400 Kilometern kommen auf den Markt, wie auch unser Beitrag zur E-Auto-Reichweite zeigt. Da gleichzeitig das Schnellladenetz wächst, sind immer längere Strecken machbar und Stromer inzwischen alltagstauglich.
Arbeitsplätze gefährdet?
Bringt das Elektroauto Nachteile für die Arbeitsplätze in der Autoindustrie? Richtig ist: In Stromern sind weniger Komponenten verbaut und gerade beim Antriebsstrang fallen traditionelle Arbeitsplätze weg. Doch am Ende ist es wie bei jeder einschneidenden Neuerung, z. B. beim Smartphone oder bei künstlicher Intelligenz: Durch Elektromobilität entstehen an anderer Stelle neue Arbeitsplätze.
Dazu gehören der Anlagen- und Maschinenbau mit heimischer Zellproduktion für die Akkus sowie Jobs in der Energiewirtschaft, im Zusammenhang mit Ladeinfrastruktur oder Digitalisierung. Durch arbeitspolitische Maßnahmen und die Tatsache, dass Mitarbeiter in den Ruhestand gehen, können diese Nachteile aufgefangen werden, so das Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in seinem Faktencheck zu Batterien für Elektroautos (Stand: 01/2020).
Knappe Rohstoffe.
Gibt es genug Lithium und Kobalt? Laut Fraunhofer-Institut und Öko-Institut e. V. sind die Rohstoffvorkommen größer als der Bedarf. Werden die Förderstätten rechtzeitig erschlossen, wird es keine Engpässe in der Rohstoffversorgung geben. In der Frage „Elektromobilität – pro und contra“ sind zwei Aspekte jedoch wichtiger als die Ressourcenfrage: die Fragen nach den Arbeitsbedingungen und der Nachhaltigkeit.
Hier haben laut ADAC die Autohersteller in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um Lieferanten zu hohen Sozial- und Umweltstandards zu verpflichten. Rohstoffe für Akkus wie Nickel und Kobalt sind zwar endlich (wie das Erdöl für Diesel und Benzin im übrigen auch), können jedoch am Lebensende eines Akkus wieder sehr gut wiederverwendet (recycelt) werden. Zudem forschen und entwickeln Batteriehersteller Nickel- und Kobaltfreie Batterien.
E-Autos sind teuer.
Beim Blick auf den Bruttolistenpreis sind die Kosten für ein E-Auto zunächst meist höher als bei vergleichbaren Verbrennern. Hier sollte man jedoch die Betriebskosten von Elektroautos nicht vergessen. Vergleicht man die Kosten für Wartung, Energie, Steuern, Versicherung und nimmt den Umweltbonus noch dazu, überwiegen die Vorteile der E-Mobilität. Zu diesem Ergebnis kommt der ADAC Kostenvergleich (Stand 10/2021), besonders für alle, die eher viel fahren und günstig laden.
Geringe Lebensdauer.
Wenn es bei Elektroautos um Nachteile geht, steht oft die Batterie im Mittelpunkt. Tatsächlich haben die meisten von uns schon einmal die Erfahrung gemacht, dass die Akkus von Elektrogeräten irgendwann an Leistung verlieren. Das ist auch bei E-Autos so. Allerdings halten die Hersteller den Testern des ADAC zufolge das, was sie bei ihren Batterien versprechen: Nach acht Jahren und 160.000 Kilometern bringt es der Akku noch auf 70 Prozent seiner ursprünglichen Kapazität.
Ein weiterer Punkt ist die Weiter- oder Wiederverwendung ausgedienter Batterien. Hier ist zu bedenken, dass Elektromobilität noch ein vergleichsweise junger Markt ist, der sich schnell weiterentwickelt. Hier besteht die begründete Hoffnung, dass die Hersteller den EU-Richtlinien folgend Lösungen finden, so wie sie es bereits für die Weiterverwendung von Autoreifen getan haben.
Schlecht fürs Klima?
Wie steht es nun wirklich um die Ökobilanz von Elektroautos? Hier hilft es, den gesamten Lebenszyklus eines Autos zu betrachten. Stromer starten schlechter gegenüber Verbrennern: Vor allem bei der Herstellung des Akkus wird viel Energie verbraucht, das verursacht einige CO₂-Emissionen.
Je länger ein E-Auto aber fährt und je sauberer der Strom ist, den es tankt, desto schneller holt es diesen Nachteil auf. Nach einer gewissen Fahrleistung ist die Klimabilanz besser als beim Verbrenner: laut Fraunhofer-Institut ab 72.000 Kilometern, laut ADAC ab 50.000 bis 100.000 Kilometern. Ab dann fahren mit jedem zusätzlichen Kilometer Elektroautos umweltfreundlicher.
Zu wenig Tankstellen.
Längere Strecken wie die Fahrt in den Urlaub erfordern mehr Planung als mit einem Verbrenner, denn Ladesäulen sind unauffälliger als herkömmliche Tankstellen und nicht so weit verbreitet. Doch das Netz insbesondere der Schnellladeinfrastruktur wurde in den letzten Jahren gut ausgebaut. Über 47.000 Normal- und 8.000 Schnellladepunkte gibt es laut Bundesnetzagentur bereits (Stand: 02/2022). Immer neue öffentliche Ladesäulen kommen hinzu. Auch immer mehr Firmen bieten ihren Mitarbeitern eigene Lademöglichkeiten auf dem Unternehmensgelände an, zum kostenlosen oder vergünstigten Laden während der Arbeitszeit. Unsere eigenen öffentlichen Ladesäulen zum Beispiel sind im Durchschnitt 80 % der Zeit frei, sodass kaum Engpässe an den Ladestationen entstehen.
Lange Ladezeiten.
Viele Fahrer hadern mit der Ladedauer von E-Autos. Nicht ganz zu Unrecht, denn selbst als langstreckentauglich geltende Fahrzeuge benötigen 30 Minuten für eine Ladung von 200 Kilometern Reichweite. Das ist ungewohnt, weil Tanken beim Verbrenner schneller geht. Meist lässt sich der Tankstopp jedoch mit einer Kaffee- oder Essenspause verbinden, die auf langen Strecken eh sinnvoll ist. Ansonsten hilft Umdenken: Laden zu Hause über Nacht, auf der Langstreckenfahrt verbunden mit der nötigen Erholungspause, das ist gut machbar. Auch beim Smartphone haben wir uns daran gewöhnt, dass es meist über Nacht oder während der Pause aufladen muss, um einen weiteren Tag über die Runden zu kommen.
Zu wenig Ökostrom.
Ladestrom aus erneuerbaren Quellen reduziert den CO2-Fußabdruck auf bis zu 75 % gegenüber konventionellen Fahrzeugen, so das Fraunhofer-Institut (Stand: 02/2022). Doch gibt es überhaupt genug sauberen Strom für alle E-Autos? Schon 2017 kam die Wirtschaftswoche zu dem Ergebnis: Würden alle Deutschen elektrisch fahren, würden wir zusammen 105 Terawattstunden (TWh) Strom verbrauchen.
Das sind rund 15 Prozent der produzierten Strommenge und nur ein kleiner Teil des aus erneuerbaren Energiequellen gewonnenen Stroms. Auch heute reicht der Ökostrom noch für die Elektromobilität. Wichtig ist, dass Ökostromproduktion und Lastmanagement-Technologien kontinuierlich mit der Verbreitung der Stromer wachsen. Die Lösungen dafür sind also da.
Fazit.
Kritik an Elektromobilität ist oft verständlich. Aber es gibt Lösungen für die Herausforderungen, die sie mit sich bringt. Autohersteller und Energieversorger wie ENTEGA arbeiten daran, dass die Mobilität der Zukunft und mit ihr die Energiewende gelingt.
Natürlich wollen und müssen Hersteller und Energieunternehmen mit der E-Mobilität Geld verdienen. Doch investieren wir einen großen Teil dieser Erlöse wieder in nachhaltige Lösungen. So bauen wir zum Beispiel die Ladeinfrastruktur in Südhessen stetig weiter aus. Nicht umsonst wurden wir bereits mehrfach als Wegbereiter der Energiewende ausgezeichnet.